Kurzbericht von der 367. RSK-Sitzung
13.11.2003

Die Beratung der RSK erstreckte sich auf folgende Sachthemen: Korrosion am Reaktordruckbehälter des Kernkraftwerks Davis Besse (USA), Nichtverfügbarkeit von Armaturen im Kernkraftwerk Unterweser (KKU) und Kritikalitätssicherheit bei der Endlagerung von Plutonium.

Im Kernkraftwerk Davis Besse waren im März 2002 an Steuerstabstutzen des Reaktordruckbehälterdeckels eine Korrosionsmulde (100 bis 125 mm breit) und ein Spalt (etwa 180 mm lang) - verursacht durch über Leckagen ausgetretene Borsäure - festgestellt worden. Bei der Mulde war der Stahl des Reaktordruckbehälters mit einer Wanddicke von etwa 168 mm zum größten Teil bis herunter auf die Plattierung aufgelöst worden. Die mittlere Dicke der verbliebenen Plattierung in diesem Bereich betrug etwa 6,5 mm. Laboruntersuchungen ergaben einen etwa 9,5 mm langen, nicht wand-durchdringenden Riss an der Außenoberfläche der Plattierung. Dieses als gravierend anzusehende Vorkommnis war Anlass, dessen Übertragbarkeit auf die Kernkraftwerke in deland zu prüfen. Nach Auffassung der RSK ist das Vorkommnis ursächlich vor allem auf Mängel im Instandhaltungsmanagement dieses US-amerikanischen Betreibers zurückzuführen. Bei deen Anlagen ist ein stringenteres Instandhaltungsmanagement und Überwachungssystem vorhanden. Die RSK wird noch vertieft Fragen bezüglich der Werkstoffe, Korrosionsvorgänge und Betriebsführung beraten, bevor sie ihre Stellungnahme abschließt.

Bezüglich des meldepflichtigen Ereignisses im Kernkraftwerk Unterweser (KKU) vom 6.6.1998 (Nichtverfügbarkeit einer von vier Frischdampf-Sicherheitsarmaturen-Stationen bei Anforderung) verabschiedete die RSK eine von dem RSK-Ausschuss REAKTORBETRIEB vorbereitete Stellungnahme. Sie kommt zu dem Schluss, dass der Betreiber zur Lösung der erkannten Probleme im organisatorischen-administrativen Bereich ein zielführendes Programm erstellt hat, um einer Wiederholung ähnlicher Vorkommnisse entgegen zu wirken. Das Programm beinhaltet ein modernes, prozessorientiertes Managementsystem, welches die RSK als richtungsweisend auch für andere Anlagen ansieht.

Zur Kritikalitätssicherheit bei der Endlagerung von Plutonium lag der RSK ein Statusbericht des RSK-Ausschusses VER- UND ENTSORGUNG vor. Der Bericht enthält Vorgehensweisen und Randbedingungen, die bei Einbringen von Plutonium als Bestandteil radioaktiver Abfälle und bestrahlter Brennelemente in ein Endlager zu beachten wären, um auch über geologische Zeiträume hinweg zu vermeiden, dass ein zur Kritikalität führender Zustand eintreten kann. Angesichts sich über sehr lange Zeiträume wandelnder geometrischer, geologischer und geochemischer Verhältnisse konnten den zu betrachtenden Szenarien zum Teil Abläufe nur in idealisierter Form und eine konservativ abdeckende Herangehensweise zu Grunde gelegt werden. Der Statusbericht soll dazu beitragen, die wissenschaftliche Diskussion fortzusetzen und eine Fortentwicklung der Methoden zu fördern, damit bei der zukünftigen Auswahl eines Endlagerstandortes die Szenarien und Randbedingungen spezifisch für das ausgewählte Wirtsgestein abgeleitet werden können.